A.  PAOLA NEUMANN

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Zur Malerei von A. Paola Neumann, von Prof. Dr. Matthias Bleyl

Katalogtext zur Ausstellung im Mies van der Rohe Haus, Berlin, 1997

 

Die Arbeiten Paola Neumanns gehören im weitesten Sinn zur Gruppe der monochromen Malerei, die ein zwar sehr schmales, aber ungemein reiches Spektrum der Gegenwartskunst bildet. Auch ihre Farbfeldmalerei, also die Kombination zweier oder mehrerer einfarbiger Felder, zählt streng genommen hierzu, insofern es sich immer um einzelne, wenige Felder handelt, die in sich streng monochrom gemalt sind.

Monochromie könnte zunächst einmal als Malerei schlechthin erscheinen, als Essenz aller malerischen Tätigkeit überhaupt, insofern sie sich der Farbe als ausschließlichem Gestaltungsmittel bedient, d.h. den Gebrauch anderer Gestaltungsmittel, wie z.B. Linien oder betontes Farbrelief, so gut wie völlig verweigert. Sie konzentriert sich vielmehr sogar nur auf die Entfaltung einer einzigen Farbe bzw. eines Farbbereichs. Mit dieser Reduktion geht eine Bedeu­tungssteigerung der übrigbleibenden Faktoren einher, etwa der Materialbeschaffenheit der Farbe, der Struktur des Farbauftrages oder der Form des Bildträgers. Dennoch kann Monochromie, bei aller vermeintlichen Minimalisierung ein weites Feld malerischer Möglichkeiten besetzen, das von einer reinen, essentiellen Malerei bis hin sogar zu ihrem Gegenteil, der reinen Verweigerung von Malerei, reicht. Man vergleiche daraufhin nur weiße, monochrome Arbeiten von Robert Ryman und Piero Manzoni. Oft ist das Anliegen monochromer Malerei nicht einmal primär die Farbe als solche, sondern etwas, das durch Farbe ‑ genauer: durch allein schon eine Farbe ‑ erreicht wird. So kann an ihr, wie vielfach in der Zero‑Bewegung um 1960, z.B. hintergründig der Gedanke der Reinheit bzw. des Neuanfangs ebenso mitgemeint sein wie etwa vordergründig die Artikulation des Lichtes. Beides sind Sinnebenen, die mit der Farbe verbunden sind, sie selbst aber nicht zum Ziel haben.

Paola Neumanns Arbeiten gehören nicht zu diesem Bereich. Ihre Arbeit entwickelt sich eher aus den Erfahrungen eines Barnett Newman und Mark Rothko, nicht aus vorgefaßten Farbkonzepten. Auch für deren Arbeiten ist die Betrachtung thematischer Bestandteil des Werkes, das sich allein durch seine Wirkung rechtfertigen soll. So sind die Formate der Künstlerin nicht quadratisch, auch wenn es auf den ersten Blick bisweilen so scheint, weil das Quadrat bereits einer programmatischen Aussage gleichkommt, wie etwa in der konkreten Kunst der 60er Jahre.

Hier jedoch geht es lediglich um Farbe. Genau genommen um die Erfahrung dessen, was nur mit Farbe möglich ist. Hierzu wird die Farbe im Laufe eines langen Mal‑ und Entscheidungsprozesses, dessen Spuren an den Rändern der Gemälde noch ahnbar sind, verwoben und zu einer relativ offen gehaltenen, aber doch endgültigen Gestalt verdichtet.erkennbar bleibenden Nuancen, der ihr benachbarten Farbtöne und sogar anderer Farben, sofern diese in ihrer Erscheinung in irgendeiner Weise, etwa durch Mischung oder Überlagerung, integriert sind. So unterschiedlich innerhalb des gemeinsamen Nenners die jeweilige Erscheinungsweise von Farbe ist, so unterschiedlich ist auch die jeweilige Intention, die sie bedingt. Es zeigt sich dabei schnell, daß monchrome Maler, trotz der gemeinsamen tendenziellen Einfarbigkeit, extrem verschiedene Wege gehen können, insofern ihre Gemälde beispielsweise das Licht zu reflektieren, zu inkorporieren oder sogar zu absorbieren vermögen. Die Farbe der Gemälde Paola Neumanns entfaltet ohne Firnis einen sanften Glanz, in dem sich jede malerische Fehlentscheidung sofort als häßlicher Fleck verraten würde. Statt dessen entsteht leicht der Eindruck des Schwebens durch ein leises, kaum noch wahrnehmbares Vibrieren. Diesen Farbtafeln ist ein inneres Leuchten zu eigen. So sind die bei genauer Betrachtung erscheinenden auratischen Ränder fast mehr spür‑ als sichtbar. Stoßen zwei Farben direkt aufeinander, so wird das innere Leuchten und Schweben besonders durch die enorm subtile Weichheit des Grenzbereichs unterstützt.

Monochromie meint grundsätzlich die Aufgabe der Vielfarbigkeit zugunsten nur einer Farbe, d.h. genau genommen die völlige Aufgabe sowohl von Farb‑ als auch von Formkontrasten. Diese Selbstgenügsamkeit kann gewertet werden als ungestörte Entfaltung der einer Farbe innewohnenden Energien, unbeeinträchtigt von der Nachbarschaft anderer Farben, die gleichwohl eine Farbe definieren könnten ‑ etwa durch Komplementärkontraste ‑, sie aber zugleich immer auch in ihrer Autonomie einschränken.

Paola Neumanns Farbtafeln sind jedoch häufig kombinierte Farbfelder, die sich jedoch keinem Kalkül verdanken, etwa besonderer kompositioneller oder farbtheoretischer Konzepte.So können monochrome Bilder entstehen oder Diptychen aus zwei monochromen Tafeln, aber auch Farbklänge, bestehend aus mehreren Farbfeldern auf einer Bildtafel. In allen Fällen beschäftigt Anke Paola Neumann die genau ausgearbeitete Farbwirkung. Im einen Falle die einer Farbe innerhalb ihres Spektrums, im anderen im Zusammenspiel mehrerer Farben.

Die Kompositionen werden hierbei, zugunsten der Farbwirkung, bewußt möglichst unspektakulär gewählt. Es sind keinesfalls hierarchische Kompositionen, denn bei zwei oder vier völlig symmetrischen Feldern liegt keine Farbe betont auf der Mittelachse, wodurch sie gegen die Seitenfelder betont erschiene. Eine solche gleichberechtigte Folge von Farbfeldern kann mit kleinformatigen, subtil differenzierten Skizzen und Aquarellen vorbereitet werden, aber erst die Malerei ergibt ein gültiges Ergebnis im Laufe des Entstehungs‑(=Erfahrungs‑) prozesses. Ob eine Farbe sich mit einer oder mehreren anderen verträgt, erweist sich ausschließlich durch den Vorgang des Malens und kann letztlich nicht vorkonzipiert werden. Die Verschränkung der einzelnen Farben ergibt sich also für die Künstlerin nicht aus der Farbtheorie, sondern aus einer im Malen entstehenden inneren Logik. Das Ergebnis ist eine Gesamtatmosphäre, ein Gesamtklang formal gleichberechtigter Töne. Verantwortlich ist hierfür kein vorausgehendes Konzept, sondern eine Folge von Entscheidungen, welche die Künstlerin immer wieder treffen muß, bis sie ein stimmiges Ergebnis erzielt hat. Dies ist wahrhaftig kein von den gesellschaftlichen Realitäten abgehobener, bloßer Ästhetizismus. Sie tut damit im Grunde in ihrem Bereich nichts anderes als jeder andere Berufstätige auch: ständig Entscheidungen treffen, damit das Resultat der Arbeit der kritischen Prüfung standhält.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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